„Internationaler Tag der Älteren“ am 4. Oktober 2019 im Luisenpark Mannheim, Baumhain-Festhalle

Am 4. Oktober lud der MSR wieder zum „Internationalen Tag der Älteren“ im Luisenpark ein. Es war ein verregneter Tag und man befürchtete, dass daher weniger Gäste, als in den Jahren zuvor den Weg in den Luisenpark finden würden. Doch bereits die Festreden am Vormittag wurden von mehr Gästen, als in den Jahren zuvor angehört. Ab mittags zum bunten Rahmenprogramm war dann fast kein freier Platz mehr zu bekommen.

Den musikalischen Auftakt gestaltete – wie schon im Vorjahr – Joachim Schäfer, u.a. mit „Ja, mir sin die Stromer“ und „Bella, bella, bella Marie“ und vielen weiteren bei Senioren beliebten Melodien. Begrüßt wurden die Gäste von Marianne Bade, die nicht nur auf die einzelnen Tätigkeiten des Seniorenrats hinwies, sondern sich zusammen mit Konrad Schlichter als neue Doppelspitze im Vorsitz vorstellte. Ihr Engagement für den Mannheimer Seniorenrat übernehme sie mit Zuversicht, denn „…jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ zitierte sie Hermann Hesse.

Die Grußworte der Stadt Mannheim überbrachte in Vertretung für BM Grötsch der FB-Leiter für Soziales Hermann Genz. Zunächst gab er seine Freude über die neue Doppelspitze des Seniorenrats  kund. Dann dachte er darüber nach, welche Fragen uns an diesem Tag beschäftigen und welche Relevanz diese haben. An erster Stelle stehe die Pflege. Hier verbessere sich die Ausbildung der zukünftigen Pfleger*innen, die endlich kein Schulgeld mehr bezahlen müssen. Dann falle die Unterhaltszahlung der Kinder für die im Heim gepflegten Eltern weg. Eine Transparenzverbesserung über die Qualität der Heime bringe der neue Pflege-TÜV.  Als „schlimm“ bezeichnete er die Wohnungsnot der Hochbetagten infolge steigender Mieten und Eigenbedarfsklagen. Auch seien barrierefreie Wohnungen und betreutes Wohnen für viele Menschen nicht bezahlbar. Infolge einer Zunahme der Singles müssten auch diese bezahlbare Wohnungen erwerben können. Ein sehr großes Problem sei die Einsamkeit im Alter. Der Leiter des Friedhofs A. Adam habe ihm gesagt, dass bei 10% aller Bestattungen niemand anwesend sei. Was kann man tun, fragt Herr Genz. Notwendig sei an erster Stelle eine Vollversicherung, die die Kosten im Alter abdecke. Ferner eine stadtteilbezogene Nachbarschaftshilfe und als Zukunftsaufgabe sieht er die Unterstützung in allen Bereichen durch das Ehrenamt.

 

 

Anknüpfend an seine Worte über das Ehrenamt fand der Höhepunkt unserer Veranstaltung, nämlich die Verleihung der Seniorentaler für ehrenamtliches Engagement, statt, und zwar an Ingrid Bohnert und posthum an Claus-Peter Sauter. Frau Bade übergab der Witwe, Elfriede Sauter, den Seniorentaler und sprach darüber, dass sie seit 1994 mit Claus-Peter zusammen im Gemeinderat gearbeitet habe. Sie hätten beide die gleichen Ziele verfolgt, nämlich dass die Aufmerksamkeit unserer Stadt auf die Älteren gelenkt werden müsse. Ferner sagte sie, dass keiner bei Claus-Peter umsonst um Hilfe gebeten habe. Er habe bei der AWO seine Berufung zum Beruf gemacht. Nach seiner Berentung führte er als Vorstandsvorsitzender den MSR und habe hier mehr getan als notwendig. So war er seit 2012 täglich im Stadthaus in N 1 im Infopunkt anwesend, und bei dieser Arbeit kamen dem MSR seine vielfältigen Kontakte im Privatleben zugute. Er war ein genialer Netzwerker.

„Niemals geht man so ganz“, sagt M. Bade. „Es bleibt immer etwas da“, und so wird Claus-Peter auch immer seinen Platz bei uns, in unseren Herzen, in unseren Gedanken haben.

Mit einem Seniorentaler wurde anschließen Ingrid Bohnert von Konrad Schlichter geehrt. Er lobte die langjährige Arbeit in N 1 und zitierte: „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst“. Er betonte Ingrids kulturelles und soziales Engagement und ihr tägliches Wirken in N 1.

Nach der Wiedergabe eines bedeutsamen Lebenslaufes lobte er ihre Treue, ihre Mitmenschlichkeit, ihre ständige Anwesenheit und Ansprechbarkeit für die Senioren. Seit 2013 bis heute ist Ingrid stellvertretende Vorsitzende im Vorstand und durch ihr beständiges und zuverlässiges Wirken sei sie die eigentliche Chefin des Mannheimer Seniorenrats.

Roland Hartung führte uns in seiner Festrede durch eine politische Zeitreise der letzten 100 Jahre in 10-Jahres-Schritten, beginnend mit dem Datum 11.02.1919 als Friedrich Ebert zum 1. demokratisch gewählten Oberhaupt  der Weimarer Republik gewählt wurde. Später mahnt er, nicht immer nur unzufrieden zu sein mit dem, was ist. Deutschland sei die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und habe ein Sozialbudget von 1 Billion Euro ausgegeben, und doch sehen die Menschen das Glas immer halb leer statt halb voll. Wir sind in den letzten hundert Jahren durch Höhen und Tiefen gegangen und sind den Menschen dankbar, die Deutschland nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut haben. Aber auch in der Gegenwart gibt es Lobenswertes wie Friday for Future, und wenn alle technischen Mittel und wissenschaftlichen Erkenntnisse eingesetzt werden, wird die Zukunft auch klappen. Was ihn bedrückt, ist die Alphabetisierung, die dringend auch in Deutschland notwendig sei, da wir 6,2% Analphabeten hier haben, davon 54% deutsche Muttersprachler. Was ihm noch am Herzen liegt, ist die Hospizbewegung (Hartung ist 1. Vorsitzender des Hospizfördervereins). Die Palliativmedizin mache große Fortschritte. In Mannheim gebe es inzwischen 2 Hospize und neu sei die Einrichtung eines Tageshospizes. Sinn der Hospize sei es, die Würde des Menschen bis zum Ende seines Lebens zu erhalten. Er beendete seinen faszinierenden Vortrag mit dem Zitat des ersten Satzes des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

Das Vormittagsprogramm endete mit einem furiosen Matrosentanz des AWO-Balletts unter der Leitung von Erika Schmaltz. Inzwischen trafen die ca. 140 Heimbewohner und ihre Begleiter/innen, ein und so begann bei vollem Saal das Nachmittagsprogramm mit Darbietungen des beliebten AWO-Balletts, dem Saxophonspiel von Vitaliy Kokotov, Ingeborg Ludwigs Gymnastik „Alle machen mit“ (tatsächlich animierte sie fast den ganzen Saal zum Mitmachen), mit einem Streifzug des Rhein-Neckar-Theaters durch bekannte Musicals, der Kinder-HipHop-Tanzgruppe Erlenhof und last not least mit dem bewährten ShantyChor „Seebären Rheinau“, bei dem der gesamte Saal fröhlich mitgesungen hat.

Die vorzügliche Moderation des gesamten Tages hatte wieder Sieglinde Duda übernommen.

Mit einem Dankeswort verabschiedete Konrad Schlichter am Spätnachmittag das Publikum.

Text: B.L.